02.05. | In guten Händen

18.00/2030

Der englische Originaltitel dieses Films lautet „Hysteria“ und das zielt genau darauf ab, worum es geht (bzw. gehen sollte). Im England des ausgehenden 19. Jahrhunderts war man davon überzeugt, dass bestimmte Frauenkrankheiten der „Hysterie“ geschuldet seien und mit intensiver Massage der intimsten Körperteile geheilt werden könnten – bis zum erlösenden „Krampfanfall“. Dem jungen Arzt Mortimer Granville (Hugh Dancy) gelingt diese Behandlung der Damenwelt besonders gut und die Patientinnen stehen Schlange. Sein Chef Robert Dalrymple (Jonathan Price) ist begeistert und will dem jungen Kompagnon gleich seine Tochter Emily als zukünftige Ehefrau schmackhaft machen. Wenn da nicht auch noch Emilys Schwester Charlotte (Maggie Gyllenhaal) wäre… Als Granville die mittlerweile schmerzenden Hände versagen, gelingt ihm zusammen mit seinem Freund Edmund (Rupert Everett) der ganz große Coup: der erste elektrisch betriebene Vibrator erblickt das Licht der Welt. Wer allerdings in dem Film von Tanya Wexler sexuell handfestes erwartet, wird bitter enttäuscht werden. Entblößt wird bei den Damen allerhöchstens einmal ein Fußknöchel. Dieser hoch amüsante Kostümfilm verhüllt mehr als er zeigt und beweist damit umso mehr seine Klasse. Dazu kommen die wunderbar geschliffenen Dialoge von Hugh Dancy und Maggie Gyllenhaal, die ein Paar wie Nitro und Glyzerin verkörpern und ihnen ebenbürtig ist Rupert Everett als ein Oscar Wilde der Elektrotechnik. Eine überaus gelungene Komödie über das Leben im viktorianischen London in leichtem Erzählton und stimmiger Atmosphäre. „Very british und very vergnüglich“, wie das Fachblatt für Frauenfragen „Brigitte“ urteilte.

Großbritannien 2011, Regie: Tanya Wexler, Darsteller: Hugh Dancy, Maggie Gyllenhaal, Jonathan Price, ab 12, 100 min