18.00 und 20.30 Uhr
im Beisein des Filmemachers Christian Stahl.
Ein Messer in der Tasche, Adrenalin im Blut und einen Traum im Kopf: Gangster sein, und zwar der größte überhaupt. Yehya war 15 und nah dran an seinem Traum, als der Filmemacher Christian Stahl ihn im Treppenhaus kennen lernte. Yehya war nicht nur der nette Nachbarsjunge, sondern auch „Boss von der Sonnenallee“ – einer der Gangsterläufer von Berlin-Neukölln. Und Gangsterläufer wollen Gangsterkarrieren machen.
Der Regisseur Christian Stahl begleitet Yehya durch die Jahre im Gefängnis und parallel dazu seine Familie in Neukölln. Der Zuschauer ist dabei, wenn Yehyas Welt- und Gangsterbild wackelt, er in der Knasthierarchie schnell wieder aufsteigt, sich dem Islam zuwendet und im Knast plötzlich selbst zum Opfer wird.
Seine Eltern, die als Flüchtlinge in Deutschland 14 Jahre lang nicht arbeiten durften und in ihrer Welt blieben, verzweifeln. „Ich hatte nicht mal eine U-Bahn Strafe in 17 Jahren“ sagt Rached, der Vater, „und was machen die Kinder?“
GANGSTERLÄUFER zeichnet das eindrückliche Porträt eines „Intensivstraftäters“, dessen Charme, kriminelle Energie und Reflektionsvermögen verblüffen und schockieren. Zwischen muslimischer Tradition und Gangsterträumen, Macho-Image und Moschee, dem allgegenwärtigen Krieg in der fremden Heimat der Eltern und dem Überleben in Europa.
Der Film nimmt den Zuschauer mit in die Welt, um die die Integrationsdebatte kreist, ohne sich auf diese Welt einzulassen.
Gangsterläufer gewann den ersten Preis in der Kategorie Dokumentarfilm auf dem 38. Internationalen Filmwochenende Würzburg. Nach Festivalaufführungen in Saarbrücken, Berlin, Locarno, Lissabon und Paris jetzt in Bremerhaven.
Deutschland 2011
Regie: Christian Stahl
ab 12, 90 min