17.30/20.30
Die Zahl der Filme, die sich mit dem 16. Präsidenten der Vereinigten Staaten Abraham Lincoln beschäftigen, geht in die hunderte. Nun hat sich auch der Meister-Regisseur Steven Spielberg des Themas angenommen und es gelingt ihm tatsächlich, einem der größten Helden der amerikanischen Geschichte noch neue oder zumindest weniger bekannte Seiten abzugewinnen. Spielberg konzentriert sich auf die letzten vier Monate im Leben des Ende 1864 gerade wiedergewählten Präsidenten. Lincoln (Daniel Day-Lewis) setzt jetzt, kurz vor dem Sieg der Nordstaaten im amerikanischen Bürgerkrieg, alles daran, die endgültige Abschaffung der Sklaverei in der US-Verfassung zu verankern. Das geht nur mit einigen Stimmen aus dem Oppositionslager, aber auch seine eigene republikanische Partei steht in dieser Frage nicht geschlossen hinter ihm. Da stellt sich die grundsätzliche Frage: Welche Mittel darf ich, bei allerbesten Absichten, anwenden, um mein Ziel zu erreichen? Edler Idealismus reicht da nicht, kleinere und größere schmutzige Tricks sind vonnöten. Bestechung potenziell abtrünniger Parteigenossen ist da nur ein Beispiel. Spielberg spannt diesen Bogen zwischen Gut und Böse weit und bildet das Spektrum des demokratischen Entscheidungsprozesses vollständig ab. Ein äußerst spannender Polit-Krimi und gleichzeitig ein differenziertes Portrait Lincolns, der als schillernde und sehr menschliche Figur gezeichnet wird. Kein Helden-Epos hatte Spielberg im Sinn, aber das war von diesem großartigen Regisseur ja auch keinesfalls zu erwarten.
USA 2012
Regie: Steven Spielberg
Darsteller: Daniel Day-Lewis, Sally Field, James Spader,
ab 12
150 min