09.07.2014 | Westen

18.00/20.30

 

Ost-Berlin, Ende der 1970er Jahre: Die promovierte Chemikerin Nelly Senft (Jördis Triebel) kann, nach einem endlich positiv beschiedenen Ausreiseantrag, die DDR verlassen. Gemeinsam mit ihrem Sohn Alexej (Tristan Göbel) gelangt sie in das Notaufnahmelager Marienfelde. Dort stößt sie allerdings gleich wieder auf Misstrauen und Ablehnung. Zudem stellt die CIA Fragen, die sie an die Drangsalierungen des Stasi-Regimes erinnern. Dabei will Nelly nichts weiter als ihre Freiheit, ihren Stolz, ihre Würde. Der Film des Regisseurs Christian Schwochow basiert frei auf Julia Francks viel gelobtem, autobiografisch gefärbtem Roman „Lagerfeuer“. Schwochow inszeniert „Westen“ als beeindruckendes Zeitdokument mit vielen gut recherchierten Details. Die sorgfältige Ausstattung versetzt den Zuschauer zurück in eine graue bundesrepublikanische Wirklichkeit. Zugleich bietet der Film aber auch eine Liebesgeschichte mit Thriller-Elementen. Jördis Triebel, 1977 in Ost-Berlin geboren, spielt auf brillante Weise eine Frau zwischen zwei Welten – sehr stark und selbstbewusst, aber gleichzeitig auch verletzlich. Sie will ihre Vergangenheit so schnell wie möglich hinter sich lassen. Ebenso souverän agiert an ihrer Seite der elfjährige Tristan Göbel als ihr Sohn. Er
kann sich nur schwer in der neuen Umgebung zurechtfinden und will am liebsten wieder nach Hause in die DDR. Ob beide am Ende im Westen glücklich werden, das bleibt offen.

 

Deutschland 2013,
Regie: Christian Schwochow,
Darsteller: Jördis Triebel, Tristan Göbel, Alexander Scheer,
ab 12,
102 min