1.5. | Der verlorene Sohn

18.00/20.30

Der junge College-Student Jared Eamons (Lucas Hedges) erkennt, dass er sich zu Männern hingezogen fühlt. Als er sich seinen Eltern offenbart, bricht für die beiden eine Welt zusammen. Vater Marshall (Russell Crowe) und Mutter Nancy (Nicole Kidman) sind strenggläubige Baptisten und Homosexualität ist für sie nichts anderes als Sünde und Krankheit. Aus ihrer Sicht kann hier nur die sogenannte Konversionstherapie die Lösung bringen. Widerstrebend stimmt Jared zu. Die menschenverachtende Pseudo-Therapie versucht, die Identität der Teilnehmer mit Methoden der Gehirnwäsche auszuradieren und dann neu zu formen. Rund 700.000 Menschen mussten sich in den USA bereits dieser absurden Behandlung unterziehen, auch der 1985 geborene Garrard Conley. Conley verarbeitete seine Erlebnisse in dem 2016 erschienenen Buch „Boy Erased“. Die Romanverfilmung des Regisseurs Joel Edgerton konzentriert sich ganz auf die drei Mitglieder der Familie Eamons und ihre Beziehungen zueinander, auf ihre inneren Kämpfe und Qualen. Der deutsche Titel gewinnt hier eine doppelte Bedeutung. Sohn Jared fühlt sich verloren und von seinen Eltern verlassen, aber auch Vater Marshall und Mutter Nancy haben in ihrer christlich-fundamentalistischen Sicht auf die Welt ihren Sohn verloren. Regisseur Edgerton gelingt es, jenseits aller Klischees, die Verzweiflung und die Ratlosigkeit der Beteiligten deutlich zu machen. Ein komplexes Familiendrama, das sämtlichen Protagonisten in ihren persönlichen Kämpfen gerecht wird – und eine überzeugende Coming of Age-Geschichte um Befreiung von Angst und Indoktrinierung.

USA 2018, Regie: Joel Edgerton, Darsteller: Lucas Hedges, Russell Crowe, Nicole Kidman, ab 12, 114 min