10.07.13 | No !

 18.00/20.30

1988 bequemt sich der chilenische Diktator Augusto Pinochet unter internationalem Druck zu einer Volksabstimmung über die Fortführung seiner Präsidentschaft. Er hat das geschundene Land weiter eisern in seinem Griff, zudem gibt es einen wirtschaftlichen Aufschwung. Mit einem Nein beim Referendum rechnet deshalb eigentlich niemand. Doch das unglaubliche geschieht. Pinochet wird abgewählt. Dazu beigetragen hat ganz sicher die Werbekampagne No!, von der Regisseur Pablo Larrain in seinem gleichnamigen Film erzählt. Die Kampagne, der täglich lediglich 15 Minuten Fernsehzeit zur Verfügung steht, ist ganz anders aufgezogen als bei derartigen Anlässen üblich. Nichts düster politisches begegnet dem Zuschauer, sondern im Gegenteil eine poppig-bunte Veranstaltung unter dem Slogan „Chile, die Freude erwartet uns!“ Der Werbefachmann Rene Saavedra hat sie konzipiert, ein politisch unbedarfter Typ, der erst allmählich merkt, mit welchen Gegnern er sich da eingelassen hat. „No!“ ist eine Mischung aus Spiel- und Dokumentarfilm. Er basiert auf geschichtlichen Tatsachen (und etwa ein Drittel des Films besteht aus historischen Aufnahmen), die Spielfilm-Figuren sind jedoch
weitgehend fiktiv. Ein ästhetischer Bruch entsteht dadurch aber nicht: Larrain hat die Spielszenen mit einer Achtziger-Jahre Umatic-Kamera im 4:3-Format gedreht. Die Bilder wirken dadurch leicht verschwommen und farbverfälscht, für heutige Sehgewohnheiten erst einmal irritierend. „No!“ macht deutlich, dass der Humor der Kampagne, der heute so leichtfüßig daherkommt, damals großen Mut erforderte. Im nachhinein mögen Diktatoren wie Witzfiguren wirken, für die Menschen damals waren sie das keineswegs.

Chile 2012,
Regie: Pablo Larrain,
Darsteller: Gael Garcia Bernal,
Alfredo Castro, Luis Gnecco,
ab 6, 118 min