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Eine Mutter sucht ihren Sohn, den man ihr vor über 40 Jahren weggenommen hat. Die jetzt fast 70-jährige Philomena (Judi Dench) hat jahrzehntelang aus Scham verdrängt und verschwiegen, was ihr damals angetan worden ist. Im Irland der 50-er Jahre von einer Jahrmarkts-Bekanntschaft schwanger zu werden, war gesellschaftlich völlig unmöglich. Zur Strafe kommt sie in ein Kloster und wird gezwungen, ihren unehelichen Sohn zur Adoption freizugeben. Spätere Versuche herauszufinden, was mit ihrem Kind geschehen ist, scheitern, die Verantwortlichen des Klosters sind nicht bereit zu helfen. Da lernt Philomena den bekannten Journalisten Martin Sixsmith (Steve Coogan) kennen. Zu zweit wird die Suche wiederaufgenommen. Dabei könnten die beiden Spürhunde unterschiedlicher nicht sein. Philomena, eine warmherzige und trotz allem immer noch katholisch-gläubige alte Dame und Martin, der sarkastische Reporter, der nichts und niemandem mehr über den Weg traut. Es erweist sich aber doch bald, dass beide so einiges voneinander lernen können und sich auf diese Weise menschlich näherkommen. Der britische Regisseur Stephen Frears interessiert sich von jeher für Außenseiter, die gegen die Konventionen verstoßen und dafür von der Gesellschaft ausgestoßen werden. Kein Wunder also, dass er an dem Buch „The Lost Child of Philomena Lee“ von Martin Sixsmith Gefallen fand und aus dieser wahren Begebenheit einen Film machte. Es gelingt ihm auch, die beiden Hauptfiguren so vielschichtig und widersprüchlich anzulegen, dass seine Geschichte nicht in rührselige Schulmeisterei abgleitet. Ein tragisches, aber auch aus tiefstem Herzen lebensbejahendes Melodram mit zwei großartig auftretenden Hauptdarstellern.
Großbritannien 2013,
Regie: Stephen Frears,
Darsteller: Judi Dench, Steve Coogan, Sophie Kennedy Clark,
ab 6,
98 min