18.00/20.30
JC (Francois Damiens) ist Gefängniswärter, er lebt allein mit einem Goldfisch in einer düsteren Wohnung. Einziger Lichtblick in seinem exakt geregelten Leben ist ein Tangokurs, den er wöchentlich besucht. Dort trifft er auf Alice (Anne Paulicevich), beide kommen sich näher. Annes Mann Fernand (Sergi Lopez) sitzt im Gefängnis, ebenso dessen Freund Dominic (Jan Hammenecker), der auch ihr Freund ist. Im Knast prallt die Rivalität zwischen den drei Männern ungebremst aufeinander. Um seinen Nebenbuhlern Paroli zu bieten, bittet Fernand den einzigen Argentinier im Gefängnis, ihn Tango zu lehren. Der Film, der wie ein Krimi beginnt, ein offenbar
missglückter Überfall auf einen Geldtransport, entwickelt sich mehr und mehr zu einem Drama von vier Menschen, deren Schicksal sich immer stärker miteinander verknüpft, angeheizt von der erotischen Strahlkraft des argentinischen Tangos, bei dem es um viel mehr geht als um Sex. Dieser Tanz provoziert die Seele, sich zu öffnen, er ist Wut und Zärtlichkeit, hitzige Nähe und Distanz, Schönheit und Kampf, das ganze Leben. Wir sehen Menschen, die sich vorsichtig tastend berühren, die sich ansehen. Konversation ist nicht ihre Stärke und wohl auch untauglich, um das, was sie fühlen, auszudrücken. Beim Tango sprechen die Körper und die Blicke. Nach und nach wird das ganze Gefängnis vom Tango-Rummel erfasst – der Film endet als märchenhafte Utopie. Ein großartiger Film, kunstvoll und sinnlich inszeniert und wunderbar gespielt.
Frankreich 2012,
Regie: Frederic Fonteyne,
Darsteller: Francois Damiens, Anne Paulicevich, Sergi Lopez, Jan Hammenecker,
ab 6,
105 min