18.00/20.30
„Malen ist eine heimliche Angelegenheit“ sagt Gerhard Richter und ob er das könne, Malen unter Beobachtung. Eingewilligt hat der publikumsscheue Künstler trotzdem, dass die Kölner Filmemacherin Corinna Belz seinen buchstäblich vielschichtigen künstlerischen Schaffensprozess mit der Kamera begleitet. Hoch konzentriert sieht man ihn bei seiner ruhigen, fast schon meditativen Arbeit in seinem Atelier. Der Film solle den Zuschauer teilhaben lassen „am empfindlichen, künstlerischen Prozess von Machen, Betrachten, Urteilen, Zerstören, Machen, Warten und Zeigen“ schreibt die Regisseurin. Sie fängt die Entstehung der Bilder ein vom ersten Pinselstrich bis zum letzten kritischen Blick. „Am Anfang kann ich draufschmieren, was ich will“, sagt Richter. „Dadurch wird ein Zustand erreicht, auf den ich reagieren muss“. Es folgt eine neue Schicht, er verwirft, kratzt ab, übermalt. Aufnahmen bei Vorbereitungen zu Ausstellungen in Köln, London und New York runden den Film ab. Es wird nicht viel gesprochen in diesen knapp 100 Kinominuten, einige trockene, selbstironische Bemerkungen – und doch entsteht allein durch den künstlerischen Akt eine ungeheure Spannung. Gerhard Richter gilt als einer der wichtigsten zeitgenössischen Künstler Deutschlands. 1932 in Dresden geboren und 1961 aus der DDR geflohen, machte er im Westen Karriere. 2002 widmete ihm das Museum of Modern Art in New York die größte Ausstellung, die ein lebender Maler je bekommen hat. Aber auch er steht hin und wieder vor seiner Leinwand und sagt zu einem ersten Farbauftrag: „Schwer zu sagen, könnte besser sein“.
Deutschland 2011, Regie: Corinna Belz, Dokumentation, ohne Altersbeschränkung, 97 min