18.00/20.30
Nele (Mirjam Mesak) schlägt sich in einer deutschen Großstadt als Multi-Jobberin durch. Sie stammt aus einem kleinen Dorf in Estland und verdient ihr Geld in einem Call-Center sowie als Garderobiere in der Staatsoper. Aus ihrem tristen Alltag flüchtet sie sich immer wieder in die Welt der großen Oper. Da begegnet sie dem kleinkriminellen Straßentänzer Kolya (Guido Badalamenti); sie verliebt sich sofort in ihn, ebenso wie er in sie. Ein zauberhaftes Duo ist geboren, sie Gesang, er Tanz, sie Orpheus, er Eurydike. Das geht jedoch nicht lange gut. Ein großes Unglück trennt die beiden Liebenden und um Kolya wiederzubekommen, muss sich Nele einem dunklen, blutigen Geheimnis aus ihrer Vergangenheit stellen. Orpheus und Eurydike, den Mythos aus der klassischen griechischen Sagenwelt, nimmt der Regisseur Axel Ranisch auf und interpretiert ihn, sehr neu und sehr frei. Unbekümmert reißt er die Grenzen ein zwischen E- und U-Musik, wenn er formstrengen Barockgesang mit Streetdance-Moves kombiniert. Doch die klassische Musik dominiert, mit Werken von Händel, Verdi, Puccini und anderen huldigt Ranisch seiner Liebe zur Klassik und insbesondere zur Oper. Er tut dies auf eine Weise, dass man kein Opernfan sein muss, um „Orphea in Love“ genießen zu können. Da stört es auch nicht sonderlich, wenn schon mal eine leidenschaftliche Gesangseinlage im Call-Center von der Chefin mit einem barschen „Ruhe. Hier spielt die Musik!“ abgewürgt wird.
Deutschland 2022, Regie: Axel Ranisch, Darsteller: Mirjam Mesak, Guido Badalamenti, Ursula Werner, ab 12, 107 min