18.00/20.30
Einen deutschen Western, der in Bulgarien spielt, das bietet die Regisseurin Valeska Grisebach in ihrem neuen Film. Ein Trupp ostdeutscher Bauarbeiter bricht auf, um in einer Hügelregion hart an der griechischen Grenze ein Kraftwerk zu errichten. Diese Arbeiter der Faust sind mit einer durchaus rustikalen Rhetorik ausgestattet und auch die Handlung ist nicht von schlechten Eltern. Da wird geraucht und geritten, geflucht und geschossen, geschlagen und gesoffen. Regisseurin Grisebach trotzt diesem Szenario aber auch immer wieder überraschend viel Poesie ab. Wenn Bauarbeiter Meinhard (Meinhard Neumann) auf einem Schimmel durch das Hinterland trabt, erinnert das an selige Karl-May-Verfilmungen und mehr lonesome wirkt auch kein Cowboy aus der Hollywood-Traumfabrik. Viel mehr jedoch widmet sich Grisebach dem intensiv inszenierten Zusammenprall der Kulturen, der unweigerlich eintreten muss, wenn der oftmals bierselige deutsche Macho-Pulk auf die männliche, und weibliche, Dorfbevölkerung trifft. Ungeschminkt werden die Mühen und Strapazen der Annäherung zwischen Fremden und Einheimischen vorgestellt. An neuralgischen Punkten kann Integration scheitern und Gastfreundschaft ihre Grenzen finden. Konsequenterweise verweigert Grisebachs Parabel ein glückliches, aber auch ein negatives Ende. Bewerkstelligt wird das ganze mit einem ganz und gar hinreißenden Ensemble, das, man höre und staune, ausschließlich aus Laiendarstellern besteht. Allen voran: Mighty Meinhard. Ein genauso ungewöhnlicher wie großartiger Film über einen Kampf der Kulturen.
Deutschland/Bulgarien 2017, Regie: Valeska Grisebach, Darsteller: Meinhard Neumann, Reinhardt Wetrek, Syuleyman Alilov Letifov, ab 12, 121 min