11.12. | Bait

18.00/20.30
Cornwall geht aus touristischer Sicht als Postkarten-Idylle durch. Für viele Einheimische sieht die Lage aber durchaus anders aus. Die alteingesessene Fischerfamilie Ward gehört zu denen, die tagtäglich um ihren Lebensunterhalt kämpfen müssen. Martin Ward (Edward Rowe) versucht, als Fischer am Ball zu bleiben, immer schlechteren Erträgen und seiner veralteten Ausrüstung zum Trotz. Bruder Steve (Giles King) hingegen setzt ganz auf den Tourismus als neue Einnahmequelle. Den Fischkutter des Vaters hat er zum Ausflugsdampfer für Party-Touristen aus der Großstadt umgebaut. Das alte Haus der Familie ist jetzt eine Cottage-Ferienwohnung und befindet sich im Besitz der Hauptstadtfamilie Leigh, der man die Upperclass-Mentalität bereits auf eine Meile ansieht. Da stauen sich die Aggressionen an und der Zwist zwischen den Fischern, auf welches Pferd man denn nun für die Zukunft setzen sollte, vergiftet die Atmosphäre zusätzlich. Das kann nicht gut ausgehen und irgendwann fliegen die Fäuste. Der Regisseur Mark Jenkin findet für die ungleiche Verteilung des Wohlstands eine sehr direkte Erzählform, mit brachialen Szenenwechseln und abrupt gegeneinander geschnittenen Dialogen. Der tuckernde Fischkutter, von den Wellen hin- und hergeworfen, die löcherigen Netze, aus denen die zappelnden Fische behutsam herausgefieselt werden müssen, damit sie nicht weiter zerreißen – im Gegenschnitt der luxuriöse Landrover der Leighs vor ihrem schicken Wochenend-Cottage. Die dickschädelige Art der locals prallt auf die Gutsherren-Mentalität der out of towners. Jenkin beschönigt nichts und das wird noch unterstrichen durch die grobkörnigen Bilder der 16mm-Schwarzweiß-Kamera, mit der der Regisseur seinen Film (höchstpersönlich) gedreht hat. Überhaupt macht Jenkin fast alles selbst in diesem Film, auch das Drehbuch und die Musik stammen aus seiner Hand. Näher dran geht nicht.

Großbritannien 2019, Regie: Mark Jenkin, Darsteller: Edward Rowe, Giles King, Isaac Woodvine, ohne Altersangabe, 89 min, schwarz-weiß