18.00/20.30
Edith Kraus, geb. 1913 in Prag, ist ein Wunderkind. Mit sieben beginnt sie Klavier zu spielen, als Elfjährige hat sie bereits ihren ersten öffentlichen Auftritt. Sie entwickelt sich zu einer bekannten Solistin, bis sie, als Jüdin, 1939 in das Konzentrationslager Theresienstadt verschleppt wird. Nach und nach werden alle ihre Verwandten und Freunde nach Auschwitz deportiert, sie nicht. Sie sagt: „Ich weiß nicht, warum ich nicht umgebracht wurde“.
Nach dem Krieg wandert Edith Kraus mit Mann und Tochter nach Israel aus, wo sie alsbald ebenfalls als Pianistin bekannt wird. Der Bremer Dokumentarfilmer Wilhelm Rösing hat Kraus als mittlerweile über Neunzigjährige mehrfach in Israel besucht und sich vor der Kamera ihr Leben erzählen lassen. Aus diesen Aufnahmen besteht der Film weitgehend. Rösing montiert seinen Film so, dass die verschiedenen Gesprächssituationen thematisch möglichst genau zusammenpassen. Dadurch entstehen optische Sprünge, bei denen die Protagonistin jeweils in anderer Kleidung und in anderer Umgebung vor der Kamera sitzt.
Rösing versucht gar nicht erst, diese „Anschlussfehler“ durch technische Tricks zu kaschieren, im Gegenteil setzt er sie ganz bewusst als Stilmittel ein. Ein beeindruckendes Portrait einer Frau mit einer unglaublichen inneren Stärke, die ihre Kraft zum Weiterleben in der Musik sucht und findet. Oder wie sie selbst sagt: „Enjoy the Music“.
Deutschland 2012,
Regie: Wilhelm Rösing und Marita Barthel-Rösing,
Dokumentarfilm,
90 min
Beide Vorstellungen werden begleitet von Wilhelm Rösing und Marita Barthel-Rösing