18.00/20.30
Hinter den Kulissen eines Fernsehstudios. Eine Neuverfilmung des berühmten Fassbinder-Films „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ soll gedreht werden. Für die Regisseurin Vera (Judith Engel) geht ein Traum in Erfüllung, ihr erster Fernsehfilm. Ein Casting findet statt, um die Rolle der Hauptdarstellerin zu besetzen. Das ganze zieht sich hin und da sieht Gerwin (Andreas Lust) seine große Chance am Horizont auftauchen. Gerwin ist die „Anspielwurst“, wie es so treffend wie direkt im Filmjargon heißt: Er dient als Anspielpartner und Stichwortgeber für die wechselnden Kandidatinnen. Und je länger die Auswahlprozedur andauert, desto mehr steigert sich Gerwin in die Phantasie hinein, vielleicht auch irgendwie als richtiger Schauspieler in den Film reinzurutschen. „Casting“-Regisseur Nicolas Wackerbarth beschreibt genau die Situation, sich als Kandidat in wenigen Minuten so präsentieren zu müssen, dass Regisseur und Produzent zu dem Schluss kommen: Der ist es. Zwischen Selbstüberschätzung und Unsicherheit bewegen sich die Figuren in „Casting“. Und wenn sie Komplimente hören, heißt das noch lange nicht, dass sie die Rolle auch bekommen – von der Qualität allein hängen die Entscheidungen nicht ab. Regisseur Wackerbarth ist seit Jahr im Filmgeschäft und kennt dessen sämtliche Facetten. Aus diesen Erfahrungen speist sich sein bisher bester Film, eine pointierte und mitunter auch tragische Komödie über die Eitelkeiten und Fallstricke der Film- und Fernsehbranche – und über eine arme Anspielwurst.
Deutschland 2017, Regie: Nicolas Wackerbarth, Darsteller: Andreas Lust, Judith Engel, Andrea Sawatzki, ohne Altersbeschränkung, 91 min