18.00/20.30
Zum 100. Jahrestag des Endes des Ersten Weltkrieges
In Kooperation mit dem Stadtarchiv Bremerhaven
Foto: Stiftung Deutsche Kinemathek Berlin
Ohne Whisky geht es nicht mehr. Nicht bei Captain Stanhope (Conrad Veidt). Der Hauptmann der britischen Armee liegt mit seiner Truppe kurz vor Ende des Ersten Weltkrieges im Schützengraben in Frankreich. Die Engländer erwarten die letzte Offensive des deutschen Heeres, die am 21. März 1918 losbrechen wird. Die Angst steht den Männern im Gesicht geschrieben. Stanhope selbst ist durch die jahrelangen grauenvollen Kriegserlebnisse bereits innerlich zerbrochen. Nur der Alkohol lässt ihn den furchtbaren Alltag an der Front überhaupt noch durchhalten. Trotzdem versucht der Captain die Kontrolle über sich zu behalten und seinen Untergebenen ein guter und zuverlässiger Anführer zu sein. Conrad Veidt verkörpert diesen Zerrissenen und Verzweifelten in großartiger Weise. Der deutsche Film „Die andere Seite“ von 1931 beruht auf dem englischen Theaterstück „Journey’s End“ von 1928. Und der Regisseur Heinz Paul ändert an dem ursprünglichen Szenario nichts. Die deutschen Darsteller spielen die englischen Soldaten. Dieser Perspektivenwechsel macht den ganz besonderen Reiz dieses Films aus. Die feindlichen Deutschen bleiben anonym, man sieht nichts von ihnen. Überhaupt sieht man vom Krieg so gut wie nichts, ein fernes Kanonengrollen ab und zu, mehr nicht. Es ist auch nicht notwendig. Das mörderische Ringen zwischen den Schützengräben spiegelt sich in den Gesichtern von Stanhope und seinen Kameraden und drückt sich aus in dem was sie tun in ihrem aus Holz und Erde zusammen gezimmerten Unterstand. Dieser (Anti)-Kriegsfilm ohne Krieg ist eine vergessene Perle des deutschen Kinos. 1931 vom NS-Propagandisten Joseph Goebbels noch mit den Worten gepriesen „Ein guter Film. Ohne Sentimentalität.“, wurde er im April 1933 verboten „wegen seines zersetzenden Einflusses auf den Wehrwillen des Volkes.“ Seine Wiederaufführung erlebte dieses Kammerspiel im Schützengraben in der Sektion „Retrospektive Weimarer Kino“ bei der diesjährigen Berlinale.
Deutschland 1931, Regie: Heinz Paul, Darsteller: Conrad Veidt, Theodor Loos, Friedrich Ettel, ab 12, 100 min, schwarz-weiß
Gerne weisen wir an dieser Stelle auf die folgende Ausstellung unseres Kooperationspartners hin:
Stadtarchiv Bremerhaven , Stadthaus 5 , Hinrich-Schmalfeldt-Straße : Ausstellung „100 Jahre Erster Weltkrieg“, ab dem 12. November 2018