14.2. | Teheran Tabu

18.00/20.30

Auf den ersten Blick eine Großstadt wie viele andere: Es ist laut und eng, der Straßenverkehr ist eine Katastrophe, wer Drogen und Sex kaufen will, weiß wo. Aber wir befinden uns in Teheran und die iranische Hauptstadt ist alles andere als eine normale Millionenstadt. Die Einwohner leben unter der Knute des allgegenwärtigen Ayatollah-Regimes und dessen rigider Auslegung religiöser Moralvorschriften. Der iranische Regisseur Ali Soozandeh erzählt von einem öffentlichen Leben in ständiger Habacht-Stellung und einem privaten, das ganz anders ist. Das Umgehen von Verboten wird zum Alltagssport und der Tabubruch zur individuellen Selbstverwirklichung. Der animierte Spielfilm verfolgt die Wege dreier Frauen, von denen jede auf ihre Weise mit diesem Staat zu kämpfen hat. Soozandeh, der schon lange in Deutschland lebt, hat sich für seinen Film das Rotoskopie-Verfahren ausgesucht: Reale Schauspieler agieren in Szenen, die dann übermalt und in animierte Hintergründe eingefügt werden. Denn natürlich konnte dieser Film nicht im wirklichen Teheran gedreht werden und genauso selbstverständlich darf ihn dort auch kein Kino zeigen. Durch die Animation katapultiert Soozandeh seinen Film automatisch auf eine abstrakte und parabelhafte Ebene. „Teheran Tabu“ hat viele düstere und bedrückende Szenen, manchmal geht es aber auch komisch zu. Offizielle Bilder bekommen einen dunklen Hintergrund, private einen hellen oder bunten – ein so einfacher wie deutlicher Kommentar zu den Verhältnissen im Land. Der mit viel Herzblut gemachte Film gewährt tiefe Einblicke in eine Gesellschaft, die über die Maßen leidet an einem archaisch-brutalen Regime.

Deutschland/Österreich 2017, Regie: Ali Soozandeh, animierter Spielfilm, ab 16, 96 min

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