15.3. | Holy Spider

18.00/20.30

Maschhad ist mit mehr als drei Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt im Iran und gilt als heiliger Ort, besucht von unzähligen Pilgern und Touristen. Dort ereignete sich Anfang der 2000er Jahre einer der spektakulärsten Kriminalfälle der iranischen Geschichte. 16 Mal schlug der sogenannte „Spinnenmörder“ zu – so genannt, weil er seine Opfer, allesamt Straßenprostituierte, zunächst in seine Wohnung, sein „Netz“, lockte, bevor er sie erwürgte. Die Protagonistin in „Holy Spider“, die Journalistin Rahimi (Zarah Amir Ebrahimi) kommt zur Recherche über die Mordserie aus Teheran nach Maschhad. Immer wieder stößt sie bei ihren Nachforschungen auf den Straßen und in den Behörden auf Widerstände und Vorbehalte. Die zweite Hauptfigur ist der Killer. Der Film porträtiert ihn mit bemerkenswerter Nähe, man könnte fast sagen einfühlsam, obwohl sein Morden explizit und drastisch dargestellt wird. „Holy Spider“ zeichnet ein differenziertes Bild des von seiner Mission überzeugten Mörders. Der nach außen ganz normale, liebevolle Familienvater Saeed spürt bei seinen nächtlichen Streifzügen „Sünderinnen“ auf und tötet sie – im Namen Gottes und völlig zurecht „reinigt“ er damit in seinen Augen die heilige Stadt. Und doch ist er zugleich ein Getriebener, ein unverarbeitetes Trauma aus seiner Zeit im Krieg zwischen Iran und Irak deutet das zumindest an. Der in Dänemark lebende gebürtige Iraner Ali Abbasi fächert in seinem Film das Bild einer bis in die Tiefen zerrütteten Gesellschaft auf. Allgegenwärtig sind die Zeichen des Unrechts im Namen von Religion und „Anstand“, die menschenverachtende Bigotterie und der Hass auf Frauen. Abbasis Film blickt in die Abgründe eines Landes, in dem ungezügelter Frauenhass zum Teil der Staatsräson geworden sind.

Iran 2022, Regie: Ali Abbasi, Darsteller: Zarah Amir Ebrahimi, Mehdi Bajestani, Arash Ashtiani, ab 16 , 117 min