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Unzählige Opfer hat vor gut 20 Jahren der Krieg im zerfallenden Jugoslawien gefordert. Zu ihnen gehört der Schweizer Journalist Christian Würtenberg. Als Kriegsberichterstatter reiste er in den Balkan, um dort auf rätselhafte Weise die Seiten zu wechseln. Würtenberg schließt sich der mysteriösen katholischen Söldnertruppe PIV an, die den orthodoxen Serben und den moslemischen Bosniern den Kampf angesagt hat. Warum der Schweizer vom Beobachter zum Kämpfer wird, bleibt im dunkeln und ein gutes Ende nimmt der Seitenwechsel nicht. Chris wird, wahrscheinlich, von eigenen Kameraden erwürgt, auf Befehl eines zwielichtigen Kommandanten. Die Schweizer Regisseurin Anja Kofmel weiß ansonsten nicht viel über Chris, obwohl der ihr Cousin ist. Lediglich ein paar Hefte mit lückenhaften Aufzeichnungen stehen ihr zur Verfügung. Filmaufnahmen aus der damaligen Zeit kann sie auch kaum auftreiben. Also macht sie aus der Not eine Tugend und dreht ihre Dokumentation als Animationsfilm. Beklemmende Bilder sind dabei herausgekommen, die versuchen, sich der Person Christian Würtenberg und seiner Motivation zu nähern – alles vor dem Hintergrund der ethnischen Säuberungen in diesem Krieg, die in Wahrheit religiöse waren. Da wird die persönliche Geschichte auf einmal zur Weltgeschichte.
Schweiz 2018, Regie: Anja Kofmel, Animationsfilm, ohne Altersangabe, 90 min