15.6. | Unter dem Sand

18.00/20.30

unter-dem-sandDer dänische Regisseur Martin Zandvliet erzählt in seinem Film „Unter dem Sand“ eine weithin unbekannte Geschichte vom Ende des Zweiten Weltkrieges. Das dänische Militär setzte im Sommer 1945 mehr als 2000 deutsche Kriegsgefangene ein, die in drei Monaten 45.000 Minen von einem Abschnitt der Westküste Dänemarks entfernen sollten. Minen, die ihre Kameraden kurz vor Kriegsende dort vergraben hatten, um eine Invasion der Alliierten zu erschweren. Viele dieser Kriegsgefangenen waren Jugendliche im Alter zwischen 16 und 18 Jahren, das letzte Aufgebot des NS-Regimes. Nur knapp die Hälfte von ihnen kehrte unversehrt nach Hause zurück. Auch von den 14 Jungs, deren schmutzige, angsterfüllte und resignierte Gesichter die Kamera immer wieder in Großaufnahme einfängt, wird nur ein Bruchteil überleben. Sie sind Feldwebel Rasmussen (Roland Moeller) zugeteilt, der zunächst vor Zorn auf die deutschen Usurpatoren zu platzen scheint. Sein Unbehagen, die Milchgesichter in die gefährlichen Minenfelder zu schicken, wo sie das Teufelszeug mit bloßen Händen entschärfen müssen, wächst jedoch langsam, aber stetig. Der Däne und die Deutschen nähern sich an. Rasmussen besorgt Essen, tröstet, scherzt sogar ein wenig mit einem der Jungs. Die jungen Deutschen schwanken zwischen Verzweiflung, Entsetzen und vorsichtigem Optimismus. Jederzeit kann diese Zuversicht von einem Knall zerstört werden – wenn einer der Jungs von einer Mine erwischt wird. Roland Moeller entgleitet seine Feldwebel-Figur kein einziges Mal in Richtung Sentimentalität, er spielt sie bewundernswert subtil. „Du hättest mir sagen sollen, dass es sich um Kinder handelt“ herrscht er einmal seinen kaltschnäuzigen Vorgesetzten an. „Sie sind Deutsche“, antwortet Leutnant Ebbe (Mikkel Boe Folsgaard), als rede er über Ungeziefer. In den bisherigen Filmen über den Zweiten Weltkrieg hatten solche Figuren eine Wehrmachts- oder SS-Uniform an. Zandvliet zeigt, dass sich dieser Typ in allen Armeen der Welt fand und immer noch findet, als fatale Mischung aus Technokrat und Sadist.

Dänemark 2015, Regie: Martin Zandvliet, Darsteller: Roland Moeller, Louis Hofmann, Mikkel Boe Folsgaard, ohne Altersangabe, 101 min