18.00/20.30
Der Berliner Streifenpolizist Detlev D. Detlevsen lebt ausschließlich für seine Arbeit, er geht sozusagen in ihr auf. Sobald er jemandem auf der Spur ist, der seinen Vorstellungen von Gesetz und Ordnung nicht entspricht, ist er nicht mehr zu halten. Mit genau diesem Eifer verfolgt er nun Hans List, der ohne es zu wollen immer wieder für Chaos in Berlin-Mitte sorgt. Dieser Hans List, Komponist und Kommunist, ist ein wandelnder Anachronismus auf den Boulevards der deutschen Hauptstadt und das nicht nur aufgrund seiner altertümlichen Kleidung. Er kommt tatsächlich aus einer anderen Zeit, nämlich dem Jahr 1871, als in Paris die Commune mit brutaler Gewalt niedergeschlagen wurde. Der Communarde von damals hat die vergangenen 150 Jahre als Wachsfigur im wiederaufgebauten Berliner Stadtschloss überstanden. Doch jetzt ist er zum Leben erwacht und bringt durch seine Eskapaden das Leben und Arbeiten der Gerichtspräsidentin Josephine Praetorius-Camusot ganz gehörig durcheinander (besagte Madame ist übrigens auch eine Wiedergängerin von damals). Absurd genug das ganze, aber das hat in dem Film des Regisseurs Max Linz Methode. Mit viel Slapstick-Humor unterfüttert stellt Linz den Untertanengeist von einst und jetzt gegenüber. Der spukt nämlich in „L’etat et moi“ immer noch durch das hippe Berlin der Touristen mit ihren Rollkoffern. Eine Komödie, in der sich Klamauk und Tiefsinn auf beeindruckende Weise verbinden.
Deutschland 2022, Regie: Max Linz, Darsteller: Sophie Rois, Jeremy Mockridge, Bernhard Schütz, ab 12, 85 min