16.2. | Monte Verita

18.00/20.30

Den Fesseln der bürgerlichen Gesellschaft entfliehen, das wollte die sprichwörtlich gewordene Generation der 68-er. Doch schon vor dem Ersten Weltkrieg gab es eine inhaltlich ganz ähnliche Bewegung. Im Jahre 1906 fand sich eine Gruppe aus Lehrern, Ärzten und Künstlern zusammen, die sich aus dem geistigen Korsett der herrschenden Gesellschaft befreien wollte. Auf dem Monte Verita, unweit von Ascona in der südlichen Schweiz, fand sie ihre Zuflucht. Auch bekannte Zeitgenossen wie der Schriftsteller Hermann Hesse und die Sängerin Isadora Duncan schlossen sich der neuen Lebensreformgemeinschaft an. Etliche Dokumente zeugen von den damaligen Ereignissen, darunter auch Fotografien. Diese macht sich der Regisseur Stefan Jäger nun zunutze. Ausgehend von diesen realen Bilddokumenten lässt er die fiktive Fotografin Hanna Leitner (Maresi Riegner) die Geschichte dieses ersten großen Experiments individueller Freiheit erzählen. Immer wieder friert das Bild zu einer schwarzweißen Postkartenaufnahme ein, immer wieder wird der Hintergrund der Gemeinschaft erläutert. Die fiktive Rahmenhandlung paart sich so mit großer historischer Genauigkeit. Halbfiktionale Filme dieser Art zu drehen ist nicht ganz einfach – Stefan Jäger hat diese Herausforderung gekonnt gemeistert.

Schweiz 2021, Regie: Stefan Jäger, Darsteller: Maresi Riegner, Julia Jentsch, Michael Finger, ab 12, 116 min