18.00/20.30
Eine junge, südkoreanische Frau legt in einer Regennacht ihr Neugeborenes vor der Babyklappe einer Kirche ab. Zwei Männer nehmen es entgegen, freilich nicht, um es in die Obhut der Kirche zu geben, sondern um es an das meistbietende adoptionswillige Paar zu verkaufen. So-young, die junge Mutter, macht die Kindesentführer ausfindig, den Kirchenmitarbeiter Dong-soo und seinen Kumpanen Sang-hyeon, der bei lokalen Ganoven Schulden hat. So-young fordert jedoch nicht ihren Sohn zurück, sondern einen Anteil am Geschäft. Der Regisseur Hirokazu Kore-eda schaut mit gelassener Neugier auf die menschliche Verkommenheit dieses Trios, aus dem bald ein Quartett wird. Bei einem Besuch in dem Waisenhaus, in dem Dong-soo aufwuchs, schließt sich der kleine Hae-jin dem Trupp an. Durch sein unverblümtes und kluges Verhalten ändert sich die Tonlage des Films. Kinderliebe greift allmählich Platz bei der jungen Mutter, wird zunehmend zur Selbstverständlichkeit. Ausgreifende Fürsorglichkeit stellt sich ein in dem zusammengewürfelten Haufen. Das Baby wird in abwechselnden Schichten gefüttert, auch der kleine Waisenjunge will hierfür in die Pflicht genommen werden. Eine Familie bildet sich heran aus dieser Bande an emotional Schiffbrüchigen und obwohl jede juristische Wahrscheinlichkeit dagegen spricht, ist bei allen Beteiligten der Traum vom Neuanfang groß. Der japanische Regisseur Kore-eda präsentiert mit „Broker“ ein weiteres Mal das Grundthema seines Kinos, die Vieldeutigkeit und die Veränderbarkeit familiärer Beziehungen.
Südkorea/Japan 2022, Regie: Hirokazu Kore-eda, Darsteller: Lee Ji-eun, Gang Dong-won, Song Kang-hoo ab 12 , 129 min