18.00/20.30
Das Leben schreibt bekanntlich die schönsten Geschichten und ebenso die hässlichsten. Und diese Geschichte ist hässlich, sehr hässlich. Es geht um die Rassenunruhen in Detroit im Jahre 1967. Die Nationalgarde rückt mit über 1000 Mann in die Stadt ein, um den zunehmend gewalttätigen Protesten Herr zu werden. Eher zufällig geraten die Mitglieder der schwarzen Band „Dramatics“ in das brutale Geschehen. Nur mit Mühe können sich die Musiker in „Algiers Motel“ in Sicherheit bringen – und werden dort von Hotelgästen zu einer Party eingeladen. Als jedoch einer der Partygäste im Übermut mit einer Schreckschusspistole hantiert, nimmt das Unheil seinen Lauf. Die Sicherheitskräfte vermuten einen Heckenschützen und stürmen das Gebäude. Brutal werden die Hotelgäste aus ihren Zimmern gezerrt und gegen eine Wand gestellt. Mit Schlägen und Scheinhinrichtungen wollen die Uniformierten Geständnisse erzwingen. Schließlich fallen tödliche Schüsse. Die Nationalgardisten versuchen, die Vorfälle im Motel mit Falschaussagen zu vertuschen – dennoch werden sie vor Gericht gestellt. Ändern tut das nichts, Gerechtigkeit ist von der weißen Jury nicht zu erwarten. Rigoros erzählt die Regisseurin Kathryn Bigelow dieses Drama, das sich vor genau 50 Jahren zutrug. Der atmosphärisch unglaublich dichte Thriller nimmt sich dabei durchaus künstlerische Freiheiten heraus. Regisseure sind keine Erbsenzähler. Wenn die großen Linien richtig sind, stimmt die Geschichte trotzdem, ohne dass fake news daraus werden. Dier nervöse Handkamera, die schnellen Schnitte sowie dokumentarische Aufnahmen lassen das Chaos dieser Gewalt und Gegengewalt wie eine Kriegsreportage wirken. Kompromisslos wie gewohnt, inszeniert Bigelow ihr sozialkritisches Drama. Ein wütender, wichtiger und emotional packender Film – und Oscar-Kandidat ersten Ranges.
USA 2017, Regie: Kathryn Bigelow, Darsteller: John Boyega, Will Poulter, Algee Smith, ab 12, 143 min