17.4. | Beale Street

KiKi Layne as Tish and Stephan James as Fonny star in Barry Jenkins‘ IF BEALE STREET COULD TALK, an Annapurna Pictures release.

18.00/20.30

Die Beale Street in Memphis / Tennessee ist ein Symbol für den Jazz und den Blues und für das schwarze Amerika an sich. Der Schriftsteller James Baldwin wählte den Straßennamen als Titel für seinen Roman „If Beale Street Could Talk“. Er erzählt darin von der großen Liebe des jungen schwarzen Paares Fonny und Tish inmitten der von Rassismus geprägten US-amerikanischen Gesellschaft der 1970er Jahre. Der Regisseur Barry Jenkins hat dieses Buch verfilmt und setzt dabei ganz darauf, den Gefühlen und Stimmungen der beiden Hauptpersonen nachzuspüren. Tish (KiKi Layne) und Fonny (Stephan James) leben im New Yorker Stadtteil Harlem, wollen aber mit aller Macht dort raus. Doch da wird Fonny beschuldigt, eine puerto-ricanische Prostituierte vergewaltigt zu haben. Obwohl unschuldig, landet er ohne Prozess im Gefängnis. Tish versucht mit ihrer und Fonnys Familie alles, um seine Unschuld zu beweisen. Doch Fonny ist schwarz und der Polizist, der ihn mit seiner Aussage hinter Gitter brachte, weiß. Trotz der verhängnisvollen Situation setzt Regisseur Jenkins von Beginn an auf eine fast optimistische Farb- und Lichtdramaturgie – ein starker optischer Kontrapunkt in einer düsteren Szenerie. Jenkins beobachtet das junge Paar in ausgedehnten, ruhigen Einstellungen und zahlreichen Großaufnahmen. Der Jazz ist immer gegenwärtig, er kommentiert die Handlung, sorgt mitunter für Trost. Diese Filmsprache besitzt eine große Strahlkraft und Anmut. Manchmal allerdings kommen die großen Gefühle etwas zu dick aufgetragen daher, ein paar Liebesschwüre weniger hätten es auch getan. „Beale Street“ spielt in den 1970er Jahren, ist aber 2019 noch genauso aktuell. Buch und Film sind keine reinen Zeitdokumente, sie beschreiben die grundsätzliche Diskriminierung von Schwarzen als nach wie vor existierende gesellschaftliche Realität – und jegliche Auflehnung dagegen als Quelle für nie versiegenden Optimismus. Politisches Kino der großen Gefühle.

USA 2018, Regie: Barry Jenkins, Darsteller: KiKi Layne, Stephan James, Regina King, ab 12, 103 min