17.6. | Inherent Vice – Natürliche Mängel

18.00/20.30

Inherent ViceLos Angeles 1970: Eines Abends taucht bei dem Privatdetektiv und Drogenliebhaber Larry „Doc“ Sportello seine Ex-Freundin auf und berichtet abenteuerliches: Der milliardenschwere Immobilien-Makler Mickey solle von seiner Frau und deren Freund entführt und in eine psychiatrische Anstalt gesteckt werden. Doch ehe sich Sportello versieht, ist der Milliardär bereits verschwunden und so steht ihm eine abenteuerliche Jagd durch L.A. bevor, bei der er es mit Surfern, Gaunern, Kredithaien und anderen zwielichtigen Gestalten zu tun bekommt. Es ist eine Welt, die von Hippies, der Gegenkultur und den Auswirkungen des Vietnamkrieges geprägt ist. Eine einfach strukturierte Geschichte sollte man meinen, aber das genaue Gegenteil ist hier der Fall. Der Regisseur Paul Thomas Anderson hat sich nämlich einen Roman des Autors Thomas Pynchon als Drehbuchvorlage vorgenommen und dessen Bücher gelten gemeinhin als absolut unverfilmbar. Zu verworren und kompliziert sind die zahllosen Handlungsstränge, als dass man die Geschichte auch nur ansatzweise durchschauen könnte. Das ist Pynchons Weltsicht: Die Welt ist nicht zu begreifen, das Chaos regiert und jeder Versuch, das ganze zu entschlüsseln, muss scheitern. Regisseur Anderson scherte sich nicht darum und legt eine kongeniale Verfilmung vor – die man genauso wenig verstehen kann. Wer das akzeptiert, wird „Inherent Vice“ sehr sehenswert finden. Das Motto lautet: Zurücklehnen, die Bilder auf sich wirken lassen und den wilden Drogentrip durch L.A. genießen. Entsprechende Filmvorbilder gibt es ja bereits: Der Bogart-Bacall-Klassiker „The Big Sleep“ (Tote schlafen fest) von 1946 galt und gilt als ebenfalls derartig undurchschaubar, dass selbst Raymond Chandler, der Autor der Romanvorlage, auf Nachfrage gestehen musste: „Ich weiß auch nicht mehr, wer der Mörder ist“.

USA 2014, Regie: Paul Thomas Anderson, Darsteller: Joaquin Phoenix, Josh Brolin, Jena Malone, ab 16, 148 min