18.12. | Portrait einer jungen Frau in Flammen

18.00/20.30
Es ist schon ein ungewöhnlicher Auftrag, der die Pariser Malerin Marianne (Noémie Merlant) im Jahr 1770 auf eine einsame Insel an der Küste der Bretagne führt. Sie soll heimlich ein Portrait von Héloise (Adèle Haenel) anfertigen, die gerade eine Klosterschule für junge adlige Frauen verlassen hat und nun standesgemäß verheiratet werden soll. Deren Mutter (Valeria Golino) ist emsig dabei, die Ehe zu arrangieren und dabei helfen soll das Portrait der Tochter, eine Art Bewerbungsbild zur Ansicht für die potentiellen Heiratskandidaten. Doch der Verkupplungsplan entwickelt sich anders als gedacht. Zwischen den beiden jungen Frauen beginnt, zuerst ganz sanft und delikat, dann immer offensichtlicher, ein Herzensfeuer zu lodern, das sie einander verfallen lässt. Es ist eines dieser ambivalenten Feuer, die innerlich wärmen und gleichzeitig drohen, einen mit Haut und Haaren zu verschlingen. „Ich wollte zeigen, Schritt für Schritt, wie es ist, wenn man sich ineinander verliebt, das pure Erlebnis, die ganze Wonne“, sagt die Regisseurin Cèline Sciamma. Gleichzeitig bietet der Film eine beeindruckende Darstellung weiblicher Kameradschaft: Hèloises Zofe ist ungewollt schwanger und so versuchen die drei Frauen alles ihnen bekannte, seien es Kräuter oder exzessive körperliche Arbeit, um das Kind abzutreiben. Auch diese Situation wird Marianne malen, im 18. Jahrhundert ein Moment der äußersten Emanzipation. Ein Film, in dem ausschließlich Frauen vorkommen und der durchgängig aus weiblicher Perspektive erzählt wird – jedoch ganz sicher kein klischeebeladener „Frauenfilm“.

Frankreich 2019, Regie: Cèline Sciamma, Darsteller: Adèle Haenel, Noèmie Merlant, Valeria Golino, ab 12, 120 min