19.4. | Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war

18.00/20.30

Die Kindheit des siebenjährigen Joachim, genannt Josse, verläuft nicht gerade in alltäglichen Bahnen. Seine Familie lebt auf dem Gelände einer Kinder- und Jugendpsychiatrie ; der Vater Richard (Devid Striesow) ist Direktor der Klinik. Unter den Patienten fühlt sich Joachim am wohlsten. Unbefangen und ohne Scheu kann der kleine Junge mit ihnen umgehen. Mitunter reitet er auf den Schultern des „Glöckners“, eines riesigen furchteinflößenden Patienten, der nicht spricht, sich nur über Glockengebimmel verständigt und gleichwohl sein bester Freund ist. Auch Josses Vater, der Direktor, fühlt sich wohl in dieser Umgebung. Er ist ein wandelndes Lexikon, sanft, verständnisvoll und belesen. Allerdings mangelt es ihm ein wenig an Lebenstüchtigkeit im Alltag – ein missglückter Ausflug mit einer Jolle demonstriert das eindrucksvoll. Der gleichnamige Roman des Schriftstellers Joachim Meyerhoff dient als Vorlage für diesen Film. Die Regisseurin Sonja Heiss unterteilt ihr Werk in drei Kapitel, Kindheit, Teenager-Zeit und Erwachsenenalter. Es geht um Geschwisterkonflikte, erste Liebe, die Loslösung vom Elternhaus, um Freude und Trauer, um das Leben. Dieses Leben spielt sich ab in den 1970er und 1980er Jahren der alten Bundesrepublik – durch liebevolle Ausstattung ist diese Zeit perfekt abgebildet. Und dann ist da noch der Ministerpräsident, der die Klinik besichtigt und am Ende seines Besuches im Schlamm landet – ein schönes Beispiel für die komischen Zwischenspiele, die diesen Film so unterhaltsam machen.

Deutschland 2022, Regie: Sonja Heiss, Darsteller: Devid Striesow, Laura Tonke, Arsseni Bultmann, ab 12 , 116 min