2.1. | Der Trafikant

18.00/20.30

Österreichern muss man nicht erklären, was eine Trafik ist (ein kleines Geschäft für Tabak-, Schreibwaren und Zeitungen). Auch alle Deutschen, die den 2012 erschienenen Roman „Der Trafikant“ von Robert Seethaler gelesen haben, wissen es. Und sie können zurecht gespannt sein auf die Verfilmung des Bestsellers. Der Film des Regisseurs Nikolaus Leytner begibt sich mitten hinein in das Österreich des Jahres 1937. Der 17-jährige Franz Huchel (Simon Morzé) kommt aus seinem Heimatdorf im Salzkammergut nach Wien, um in der Trafik von Otto Trsnjek (Johannes Krisch) in die Lehre zu gehen. Zu den besten Kunden gehört der 82-jährige Siegmund Freud (Bruno Ganz). Die Leute nennen ihn den „Deppendoktor“, der „Köpfe repariert, innen drin“. Das fasziniert Franz sehr. Genauso angetan ist er von der hübschen Böhmin Anezka (Emma Drogunova), die ihren Verehrer aber nur Burschi nennt und mehrmals für schlimmen Liebeskummer sorgt. Da kann selbst der große Siegmund Freud dem Unglücklichen nur bedingt weiterhelfen. Dennoch entwickelt sich eine tiefe Freundschaft zwischen den beiden, die zum Zentrum des Films wird. Aber da bricht die große Politik hinein in das Geschehen in der kleinen Tabaktrafik. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an Hitler-Deutschland im März 1938 ändert sich alles. Die Diktatur wird in rasender Geschwindigkeit errichtet, in der Trafik am deutlichsten zu bemerken an den gleichgeschalteten Zeitungen. Wer eine gelesen hat, kennt sie alle. Es steht, von der Zensur verordnet, überall dasselbe drin. Und Otto Trsnjek, ein Jude, verschwindet in den Folterkellern der Gestapo. Nun ist Franz der Trafikant und muss mit 18 Jahren mit allem ganz alleine klarkommen. Detailfreudige und mit genauem Gespür für die Zeit inszenierte Literaturverfilmung mit einem großartigen Bruno Ganz als Siegmund Freud.

Österreich 2018, Regie: Nikolaus Leytner, Darsteller: Simon Morzé, Bruno Ganz, Johannes Krisch, Emma Drogunova, ab 12, 113 min