18.00/20.30
Es kommt nicht allzu häufig vor, dass ein Film mit seinem Ende beginnt. Hier ist es mal wieder der Fall. Aufnahmeprüfung an der Staatlichen Schauspielschule Hannover: 687 Kandidaten bewerben sich um zehn Ausbildungsplätze. Und Regisseur Till Harms zeigt ganz am Anfang die Benachrichtigung der glücklichen Gewinner. Die Szene macht deutlich, worum es Harms in seiner Dokumentation eigentlich geht. Ihn interessieren das Vorsprechen der Kandidaten und die Auswahlkriterien der Prüfer, die ganze Prozedur in all ihren Facetten. Das eigentliche Ergebnis ist völlig unwichtig. Und Harms geht noch einen Schritt weiter, wagt einen Blickwechsel. Auf der einen Seite zeigt er die Selbstdarstellung der hoffenden und bangenden Kandidaten in ihren einstudierten Proberollen, ihre Angst und ihre Konkurrenz untereinander. Im Mittelpunkt aber steht für ihn die Sicht auf die Arbeit der Prüfungskommission. Engagiert diskutieren die neun Mitglieder die Stärken und die Schwächen der einzelnen Kandidaten und streiten leidenschaftlich für ihre persönlichen Favoriten. Die Kamera ist ganz nahe dran an diesem Kollegium. Der Zuschauer wird geradezu hinein gesaugt in diese Auswahlprozedur, die sich über zehn Tage hinziehen wird und eine außerordentliche Belastungsprobe für alle Beteiligten darstellt. Ein großartiges Stück Dokumentar-Kino.
Deutschland 2016, Regie: Till Harms, Dokumentation, ohne Altersbeschränkung, 96 min
In Kooperation mit dem Stadttheater werden beide Vorstellungen von fachkundigen Experten begleitet. Eingeladen sind: Ulrich Mokrusch (Intendant des Stadttheaters Bremerhaven), Sascha Maria Icks (Schauspielerin am Stadttheater) sowie Anais Brüsch (Bewerberin an der Schauspielschule Hannover), die genau diese Aufnahmeprüfung mitgemacht hat.