18.00/20.30
Brandon (Michael Fassbender), ein smarter New Yorker in den Dreißigern, sieht gut aus und weiß sich zu kleiden, im Job ist er erfolgreich. Auch beim anderen Geschlecht kann er überzeugen, zumindest oberflächlich. Sieht man genauer hin, enthüllt sich etwas ganz anderes. Brandon, ist völlig beziehungsunfähig. Als Therapie gegen diese emotionale Störung dient ihm der Sex, im Prinzip kann er an nichts anderes denken. Er ist besessen vom Geschlechtsakt, den er entweder masturbierend oder mit zahlreichen Prostituierten immer wieder „ausführen“ muss. Der Film zeigt das in langen, wohl komponierten Einstellungen, die aber nie voyeuristisch wirken. Das liegt an der Klasse des Regisseurs Steve McQueen und an der schauspielerischen Leistung des furchtlos freizügigen Michael Fassbender. Vollends aus den Fugen gerät Brandons Leben, als seine gefühlsbetonte Schwester Sissy (Carey Mulligan) bei ihm einzieht. McQueen verweigert konsequent jegliche vordergründige Deutung für Brandons seelischen Zustand. Der Zuschauer muss sich selbst auf die Suche machen nach möglichen Ursachen seines Verhaltens. Vielleicht liegen sie im höchst problematischen Verhältnis zu seiner Schwester, das den ganzen Film hindurch so einige seelische Achterbahnfahrten durchläuft. Ein eindrucksvolles Psychogramm eines Mannes, der emotions- und beziehungslos durch das Leben treibt.
USA 2011, Regie: Steve McQueen, Darsteller: Michael Fassbender, Carey Mulligan, James Badge Dale, ab 16, 99 min