21.2. | Wir töten Stella

18.00/20.30

Die Ehe von Anna (Martina Gedeck) und Richard (Matthias Brandt) kann man beim besten Willen nicht als harmonisch betrachten. Ein althergebrachtes Rollenbild bestimmt das Geschehen. Richard, der erfolgreiche Anwalt, kommt abends spät nach Hause und erwartet von Anna, den Haushalt zu führen und ihn zu bedienen. Die Kinder Anette und Wolfgang leben zwar noch im Haus, sind aber eigentlich nur noch körperlich anwesend. Innerlich von ihren Eltern gelöst, befinden sie sich bereits auf dem Absprung. Im Alltag funktioniert dieses Konstrukt dennoch leidlich, bis die junge Stella (Mala Emde) während ihres Studiums für zehn Monate bei der Familie einzieht. Das mühsam aufrecht erhaltene Gleichgewicht gerät aus den Fugen, spätestens als Richard die attraktive Stella verführt und dann zu einer Abtreibung zwingt. Als die junge Frau bei einem Autounfall stirbt, bleibt die Ursache unklar. Unfall, Selbstmord oder noch etwas anderes? Nun beginnt das schlechte Gewissen an Anna zu nagen. Welche Mitschuld trägt sie am Tode der jungen Studentin? Sie beschließt, ihre Gedanken und Gefühle aufzuschreiben. Regisseur Julian Roman Pölsler erzählt von einer kalten, erkalteten, Ehe, die nur noch als leblose Hülle existiert. Seine stilisierte Darstellung kommt wie ein Kammerspiel daher, erinnert an eine griechische Tragödie. Schön ist es wirklich nicht, das hier gezeigte Menschenbild, aber dafür eindrucksvoll und wahrhaftig.

Österreich 2017, Regie: Julian Roman Pölsler, Darsteller: Martina Gedeck, Matthias Brandt, Mala Emde, 98 min