21.6. | The Whale

18.00/20.30

Dieser Mann kann sich kaum noch aus seinem Sessel hochhieven. Charlie (Brendan Fraser) bringt an die 300 Kilo auf die Waage und steht ganz kurz vor dem endgültigen Kollaps. „The Whale“ des Regisseurs Darren Aronofsky erzählt die letzten Lebenstage des Schwerstgewichtigen und eröffnet dem Zuschauer die Ursachen für dessen körperlichen Zustand. Vor neun Jahren hat Charlie Frau und Tochter verlassen, für einen anderen Mann, in den er sich verliebt hatte. Die Gewissensbisse quälten ihn von Anfang an und als Alan, sein Lebensgefährte, sich das Leben nimmt, bricht für Charlie alles zusammen. Unkontrollierte Fressattacken aus Trauer und Verzweiflung überrollen den Mann, der Online-Literaturkurse gibt und dabei die Kamera ausschaltet, um sich vor den Blicken seiner Schüler zu schützen – und umgekehrt. Wie Brendan Fraser in seinem fat suit diesen Charlie darstellt, mit all seinen Sinnen, seiner Mimik, aber auch seiner selbstironischen Komik, das ist großes Schauspielerkino und brachte ihm im März einen Oscar ein. In Momenten, in denen er sich dem Ende nahe fühlt, rezitiert Charlie aus einem Essay über „Moby Dick“, der ihn besonders berührt. Und dieser große amerikanische Roman Herman Melvilles, der von so viel mehr handelt als nur vom Walfang, bildet auch immer wieder den atmosphärischen Hintergrund dieses Films. Charlies Wohnung ist so dunkel wie eine Schiffskajüte, die Kamera schwankt wie bei Seegang und draußen geht ein sintflutartiger Regen nieder, als befänden wir uns auf dem Ozean.

USA 2022,
Regie: Darren Aronofsky,
Darsteller: Brendan Fraser, Sadie Sick, Samantha Morton,
ab 12 ,
117 min