
18.00/20.30
Am Anfang steht ein verhängnisvolles Unglück. Zwei befreundete Jungen baden am Ufer eines Staudamms, einer ertrinkt dabei. Ob und wie sein Kamerad daran beteiligt ist, enthüllt sich erst später. Der Unfall ist aber von Beginn an geeignet, einen tiefen Keil zwischen die beiden befreundeten Familien zu treiben. Dass ausgerechnet die eine Mutter in ihrer Funktion als Fabrikdirektorin für Familienplanung der anderen den Abtreibungsbefehl erteilt, treibt die Entfremdung weiter voran. In zahlreichen Zeitsprüngen und Rückblenden nähert sich der Film der Tragik der beiden Familien an, dem Regisseur Wang Xiaoshuai gelingt es dabei jedoch, sein Publikum durch alle Wendungen und Entwicklungen zu tragen. Darüber hinaus baut er Ereignisse der jüngeren chinesischen Zeitgeschichte als Hintergrund ein: die Kulturrevolution, Chinas Ein-Kind-Politik und den Spagat zwischen Kommunismus und Kapitalismus. Wang, 1966 in Schanghai geboren, hat sich mit seinen Filmen regelmäßig hart am Rande des in China Erlaubten bewegt und „Bis dann, mein Sohn“ macht da keine Ausnahme. Dieses beeindruckende Gesellschaftsportrait, kondensiert im tragischen Schicksal zweier Familien, befand sich bei der letztjährigen Berlinale im Wettbewerb um den Goldenen Bären. Als Favorit gehandelt, gewann der Film die begehrte Auszeichnung dann doch nicht – für viele war das eine große Überraschung.
China 2019, Regie: Wang Xiaoshuai, Darsteller: Wang Jingchun, Yong Mei, Ai Liya, Wang Yuan, ab 6, 185 min