17.00/19.30
Der Theaterregisseur Yusuke und seine Frau, die Drehbuchautorin Oto, leben in Tokio in einem modernen Hochhaus aus Glas und Stahl. Eines Tages kehrt Yusuke überraschend in die gemeinsame Wohnung zurück, nachdem sein Flug ausgefallen ist. Er wird seiner Frau nicht sagen, dass er sie beim Sex mit einem anderen gesehen hat. Weshalb hat sie ihn betrogen? Was suchte sie bei dem anderen, was er ihr nicht geben konnte? Tage später findet Yusuke seine Frau reglos in der Wohnung. Tod durch Gehirnblutung. Zwei Jahre später fährt Yusuke nach Hiroshima, wo er Anton Tschechows Theaterstück „Onkel Wanja“ inszenieren soll. Für die Fahrten zwischen Unterkunft und Probenraum schreibt ihm die Versicherung des Theaters eine Chauffeurin vor. Es ist Misaki, eine junge coole Frau mit Baseballmütze. Auch Misaki hat einen Verlust hinter sich. Das Auto ist eine Art Schutzraum, in dem die beiden zunächst schweigen. „Drive my Car“ des japanischen Regisseurs Ryusuke Hamaguchi ist ein Film über das Schweigen und die Sprache. Über die Sehnsucht nach Verständigung jenseits der Worte. Kann man sich näher kommen jenseits der Sprache? Oder auch im Schweigen? In der Stille? Der Theaterregisseur und seine Chauffeurin finden allmählich Worte. Sie suchen nach einem Ausdruck für das, was ihnen widerfahren ist. „Drive my Car“ registriert mit aufmerksamer Kamera, wie sich Yusuke und Misaki auf berührende Weise öffnen. Und was kann es Schöneres geben, als zwei Menschen, die ihre Erstarrung überwinden, aus einer seelischen Eiszeit erwachen?
Japan 2021, Regie: Ryusuke Hamaguchi, Darsteller: Hidetoshi Nishijima, Toko Miura, ab 12, 179 min, japanisches Original mit deutschen Untertiteln