18.00/20.30
Der 38-jährige Mark (John Hawkes), der im Alter von sechs Jahren an Kinderlähmung erkrankte, ist vom Hals an abwärts gelähmt und muss zudem 20 Stunden am Tag in einer eisernen Lunge verbringen. Genauso eisern ist allerdings sein Wille, vom Leben trotz alledem so viel wie nur irgend möglich mitzunehmen. Ein wortgewandter Journalist und begabter Autor ist aus ihm geworden – die Schreibmaschine bedient er mit einem Holzstab im Mund, schwerfällig eine Taste nach der anderen drückend. Aber Mark will noch mehr. Er möchte die körperliche Liebe erleben, mit der Sexualtherapeutin Cheryl (Helen Hunt), und nachdem der zuständige Geistliche Father Brendan (William Macy) buchstäblich seinen Segen dazu gegeben hat, steht dem nichts mehr im Wege. Die Art und Weise, wie Regisseur Ben Lewin mit Sexualität umgeht, sucht ihresgleichen. Mit großer Selbstverständlichkeit bewegt sich Helen Hunt während der Therapie-Sitzungen nackt vor der Kamera, ohne dass der Film jemals schlüpfrig wird. Lewin erinnert vollkommen unbeschwert daran, dass Sexualität etwas komplett natürliches ist. Er musste beim Schreiben des Drehbuchs nichts dazu erfinden, es hat sich alles so ereignet und das sieht man von Anfang an. „The Sessions“ beginnt so, wie Filme, die auf einer wahren Geschichte basieren, normalerweise enden. Mit Dokumentar-Aufnahmen wird Mark O’Brien, das reale Vorbild der Hauptfigur, vorgestellt und diese Bilder bewirken, dass die Zuschauer dem Protagonisten von der ersten Sekunde an mit der Hochachtung begegnen, die er verdient. Ein humorvoller, gefühlsintensiver Film, unsentimental und lebensbejahend.
USA 2012
Regie: Ben Lewin
Darsteller: John Hawkes, Helen Hunt, William Macy
ab 12, 95 min