18.00/20.30
Die Idylle trügt in Inviolata, einem abgeschiedenen Landgut in der italienischen Provinz. In Wirklichkeit herrscht die Marchesa Alfonsina de Luna (Nicoletta Braschi) mit harter Hand über ihre Landarbeiter. Bei Lichte betrachtet könnte man auch von moderner Leibeigenschaft sprechen. Einer dieser Sklaven der Neuzeit ist Lazzaro (Adriano Tardiolo). Lazzaro ist die Gutmütigkeit und Duldsamkeit in Person. Das führt dazu, dass seine Arbeitskollegen ihn ausnutzen und verspotten, wo es nur geht. Die Landarbeiter sind eben nicht nur Opfer, sondern auch Täter nach dem Prinzip lieber selbst treten als getreten werden. Auch Tancredi, der Sohn der Marchesa, behandelt den freundlichen jungen Mann wie ein Spielzeug. Eines Tages allerdings ist es ganz unerwartet vorbei mit der Selbstherrlichkeit der Gutsherrin. Die Polizei steht vor der Tür, die Marchesa wird angeklagt, die Zeitungen schreiben von „Il grande inganno“, dem großen Betrug. Bessern wird sich die Lage der Unterdrückten dadurch allerdings nicht. Ihr neuer Arbeitgeber beutet sie bei der Olivenernte fast genauso aus wie sie es bei der Marchesa gewohnt waren. Die Regisseurin Alice Rohrwacher hat sich bei ihrer Geschichte von einer wahren Begebenheit inspirieren lassen, die sich in den Jahren um 1980 zutrug. Sie schildert alte Formen der Ausbeutung, die auch die neuen sind. „Glücklich wie Lazarro“ ist ein Gemisch aus Sozialdrama und bitterem Märchen. Wunderliche, irreale Begebenheiten wechseln ab mit Szenen voller hartem Realismus. Dafür gab es bei den diesjährigen Filmfestspielen von Cannes den Preis für das beste Drehbuch.
Italien 2018, Regie: Alice Rohrwacher, Darsteller: Adriano Tardiolo, Nicoletta Braschi, Luca Chikovani, Tommaso Ragno, ab 12, 127 min
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