24.4. | Aggregat

18.00/20.30

In Kooperation mit dem Deutschen Auswandererhaus

„Gedreht an verschiedenen Orten in Deutschland, 2016/2017“, meldet lapidar eine Texttafel zu Beginn und diese Orte sind im Wortsinne tatsächlich völlig unterschiedlich. Da ist der Deutsche Bundestag in Berlin. Da ist ein Infomobil, in dem Dresdener Bürger ihren Unmut über die Politik äußern können. Und wir begegnen den Redaktionen von „taz“ und „Bild“, in denen die Schlagzeilen des kommenden Tages diskutiert werden. Die Regisseurin Marie Wilke begibt sich in ihrem Dokumentarfilm auf eine Reise quer durch Deutschland und beleuchtet die aktuelle politische und gesellschaftliche Entwicklung. Sie zeigt eine Gesellschaft, die aufgrund der politischen Ereignisse der letzten Jahre gespalten ist wie selten zuvor. „Aggregat“ geht dahin, wo sich die Welten der Bürger, der Politik und der Medien begegnen, wo sich die Brüche zeigen, wo es weh tut. Dahin, wo es anfängt zu knirschen und zu reißen. Es ist ein hoch vergifteter Zeitgeist, den der Film einfängt. Ein Zeitgeist, der sich äußert in Verunglimpfungen und Pauschalurteilen wie „Lügenpresse“ auf der einen und „Rechtspopulismus“ auf der anderen Seite. Der hier wie dort keinen Raum lässt für Zwischentöne. Der von vornherein leugnet, dass die Gegenseite vielleicht auch mal recht haben kann. Marie Wilke enthält sich jeden Kommentars, sie erzählt nicht, sie zeigt einfach nur. Ihr gelingt es dabei, all diese Beobachtungen zwar in einen Zusammenhang zu stellen, die Einzeleindrücke aber trotzdem für sich sprechen zu lassen. Schwarzblenden zwischen den einzelnen Szenen machen das auch visuell sehr deutlich. Ein mitunter knochenharter und überaus erhellender Dokumentarfilm zum Status quo dieser Nation. Genau der richtige Film zur richtigen Zeit.

Deutschland 2018, Regie: Marie Wilke, Dokumentation, ohne Altersbeschränkung, 92 min

Zur 18 Uhr-Vorstellung gibt es eine Einführung sowie eine anschließende Diskussion mit Marie Grünter, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Deutschen Auswandererhauses