18.00/20.30
Der Tag im Berliner Synchronstudio hat die Schauspielerin Anna (Sophie Rois) mal wieder unterfordert. Auf dem Nachhauseweg wird sie vor der Paris Bar in der Kantstraße plötzlich angerempelt – ein junger Mann entreißt ihr die Handtasche und läuft davon. Ein paar Tage später steht sie dem Täter auf einmal wieder gegenüber. Taschendieb Adrian (Milan Herms) ist ein Waisenkind und gilt als schwieriger Fall. Von Anna soll er jetzt Sprechunterricht als Vorbereitung für einen Schultheaterkurs bekommen. Trotz des vorangegangenen Überfalls lässt sich Anna darauf ein und eröffnet damit die Möglichkeit zur Annäherung der beiden so unterschiedlichen Charaktere. Bald werden die Unterrichtsstunden zu Abendessen, Spaziergängen und gemeinsam gerauchten Zigaretten. Später im Urlaub an der Cote d’Azur wird noch ein Zahn zugelegt. In bester Bonnie and Clyde-Manier erleichtern Anna und Adrian als überaus flinke Taschendiebe Touristen, Hotelgäste und Luxusläden – hier ein Geldbeutel, da eine Tasche, dort ein Collier. Improvisierte Masken aus Zeitungspapier sind ihr einziges Schutz- und Hilfsmittel. Die Regisseurin Nicolette Krebitz erzählt in ihrem vierten Film erneut eine, nun ja, nicht ganz realistische Liebesgeschichte, aber sie tut das auf so schwebende, verspielte und poetische Art und Weise, dass sich irdische Fragen nach irgendeiner Wahrscheinlichkeit gar nicht erst stellen. Eine luftige Romanze, in der nichts festgeschrieben ist, aber alles möglich zu sein scheint.
Deutschland/Frankreich 2022, Regie: Nicolette Krebitz, Darsteller: Sophie Rois, Milan Herms, Udo Kier, ohne Altersangebe, 105 min