26.12. | Pink Elephants

18.00/20.30

Die Teilnehmer schreien, toben, weinen und kriechen, ihren Verstand haben sie ausgeschaltet. Im Schauspieler-Workshop des New Yorkers Bernard „Bernie“ Hiller ist das so gewollt, mehr noch, der Coach fordert es kompromisslos. Wer nicht spurt, fliegt raus. Das Geld zurück gibt’s natürlich nicht. Alle Teilnehmer bleiben, sie versprechen sich von dem brutalen Seelen-Striptease den großen Karrieresprung. Bernard Hiller ist von seiner Lehrmethode zutiefst überzeugt. Er kontrolliert alles, die Dramaturgie steht bis ins kleinste Detail vorher fest. Der absolute Herrscher fordert von seinen willigen Untertanen die totale seelische Entblößung und verspricht als Belohnung die schauspielerische Weiterentwicklung. Nur durch das Leid wächst die Kraft. Da drängt sich der Gedanke auf: Das ist kein Schauspieltraining, das ist eine Therapie. Die Teilnehmer des „masterclass“-Workshops brauchen und wollen eigentlich Lebenshilfe. Die Regisseurin Susanne Bohlmann hat mehrere Jahre an ihrem Film gearbeitet und ist mittendrin im Geschehen. Sie kommentiert nichts, aber zeigt alles. Es ist nicht einfach, dabei zuzusehen, wie schnell diese eigentlich intelligenten Leute bereit sind, ihren Verstand auszuschalten. Das führt zu der Frage: Warum ist es so leicht, sich Menschen gefügig zu machen ? Und man könnte darüber nachdenken, wie sich wohl ein Klaus Kinski in diesem Workshop verhalten hätte…

Deutschland 2016, Regie: Susanne Bohlmann, Dokumentation, ab 12,
92 min, Original mit Untertiteln (Originalsprachen Englisch, Französisch, Deutsch)