18.00/20.30
Niko (Tom Schilling) ist Ende 20 und hat sein Studium geschmissen. Auch sonst weiß er wenig mit seinem Leben anzufangen. Er treibt weitgehend ziellos durch die Straßen Berlins. Eines Tages verschärft sich seine Lage dramatisch. Seine Freundin verlässt ihn und sein Vater, der endlich genug hat von den Eskapaden seines Sohnes, stellt endgültig seine Zahlungen ein und lässt Nikos Konto sperren. Das hindert den Jungspund aber nicht daran, weiterhin in den Tag hinein zu leben. Irgendwie kommt man schon klar. Er zieht herum mit Kumpel Matze, der als Schauspieler nie auf einen grünen Zweig gekommen ist und wohl auch nie kommen wird. Und alle, die sie treffen, sind auf irgendeine Weise drifter wie sie selbst, die kaum etwas vom Leben haben, nichts Echtes zumindest und die auch nicht so recht wissen, wohin sie eigentlich wollen und warum. Namhafte Gaststars tummeln sich in diesen einzelnen Episoden, nehmen jedoch dem überaus präsenten Hauptdarsteller Tom Schilling nicht die Butter vom Brot. Regisseur Jan Ole Gerster gelingen zahlreiche wirklich urkomische Szenen, einige haben die Güte perfekter Sketche. „Oh Boy“ ist auf der einen Seite eine leichtfüßige und treffende Komödie, kann aber auch ganz ernst werden, wenn Michael Gwisdek in einem grandiosen Kneipenauftritt, schon zum Ende des Films, in drei Minuten das Drama eines ganzen Lebens ausbreitet. Eine große kleine Großstadt-Ballade, lakonisch, ein bisschen traurig, saukomisch, begleitet von kühlem Jazz und – in Schwarz-Weiß dargeboten.
Deutschland 2012, Regie: Jan Ole Gerster, Darsteller: Tom Schilling, Michael Gwisdek, Friederike Kempter, ab 12, 85 min