18.00/20.30
Kolja (Alexej Serebrjakow) lebt mit seiner Familie im äußersten Nordwesten Russlands, in der Provinz Murmansk. Auf dem Land seiner Vorfahren hat er sich eine Autowerkstatt aufgebaut. Das Grundstück ist idyllisch gelegen, mit Blick auf die Barentssee. Die Aussicht gefällt auch Vadim, dem örtlichen Bürgermeister, sehr. Er versucht, Kolja sein Land abzukaufen. Als das misslingt, droht er ganz brutal mit Enteignung. Kolja wendet sich in seiner Not an Dmitri (Wladimir Wdowitschenkow), einen ehemaligen Kameraden aus der Armee, der mittlerweile in Moskau zu einem angesehenen Anwalt aufgestiegen ist. Der Regisseur Andrej Swjaginzew präsentiert mit „Leviathan“ ein tieftrauriges Drama. Tieftraurig insbesondere wegen der absoluten Zwangsläufigkeit, mit der sich das tragische Schicksal Koljas und seiner Familie vollzieht, deren einziger Fehler es ist, einem mächtigen Provinz-Funktionär im Wege zu stehen. Es wundert nicht, dass der Film in Russland von vielen Kritikern sehr übel aufgenommen wurde. Der Machtmissbrauch und die Justizwillkür, die Regisseur Swjaginzew anprangert, sind dort schließlich an der Tagesordnung. Schon der Filmtitel weist darauf hin: Leviathan ist nicht nur ein mythisches Seeungeheuer, sondern auch ein Sinnbild für die Allmacht eines Staates, an dessen ungeheurer Kraft jeglicher Widerstand zerschellen muss. „Leviathan“ wurde nicht zu Unrecht bei den Golden Globes als bester ausländischer Film ausgezeichnet. Zur Oscar-Verleihung hat es leider nicht ganz gereicht. Verdient gehabt hätte es der Film allemal.
Russland 2014, Regie: Andrej Swjaginzew, Darsteller: Alexej Serebrjakow, Wladimir Wdowitschenkow, Elena Ljadowa, ab 12, 141 min