18.00/2030
Bei Familie Heidtmann scheint alles in bester Ordnung zu sein. Die Eltern Gitte (Corinna Harfouch) und Günter (Ernst Stötzner) bewohnen ein komfortables Anwesen auf dem Lande. Sohn Marko (Lars Eidinger) ist zu einem gefragten Autoren avanciert, Sohn Jakob (Sebastian Zimmler) zum angesehenen Zahnarzt. Die Idylle zerbricht, als die seit Jahrzehnten seelisch labile Mutter an einem gemeinsamen Wochenende auf einmal erklärt, ihre Psychopharmaka jetzt endlich absetzen zu wollen. Einfach mal ohne probieren. Da brechen alle Konflikte auf, die bisher aus Rücksicht auf den Gesundheitszustand Gittes geheim gehalten wurden. Marko hat sich bereits seit längerem von seiner Frau getrennt, Jakobs Arztpraxis ist überschuldet und der Vater hat ein Verhältnis zu einer anderen Frau. Kein Stein bleibt auf dem anderen, das ganze sorgfältig austarierte Beziehungsgeflecht der vier löst sich auf. Kann die Familie auf diesen Trümmern eine neue Zusammengehörigkeit aufbauen, eine ehrlichere ? Kaum ein Regisseur blickt so tief in das Innere seiner Filmfiguren wie Hans-Christian Schmid und auch das Milieu seiner Protagonisten stimmt bis aufs I-Tüpfelchen. Er vermeidet jede Parteinahme für oder gegen eine seiner Figuren. Ihre Handlungsmotive werden offengelegt, aber nicht bewertet. Der Film liefert keine Antworten, er führt dazu, dass sich der Zuschauer Fragen stellt. Ein beeindruckendes und dichtes Kammerspiel, das von seinen hervorragenden Schauspielern getragen wird.
Deutschland 2012, Regie: Hans-Christian Schmid, Darsteller: Lars Eidinger, Corinna Harfouch, Ernst Stötzner, Sebastian Zimmler, ab 12, 88 min