Dass ein Film des österreichischen Regisseurs Michael Haneke den schönen Titel „Happy End“ trägt, muss Haneke-Kenner verwundern, zu düster kommen seine Filme regelmäßig daher. Und so auch hier. Von einem fröhlichen Finale kann in der großbürgerlichen französischen Familiengeschichte, die der Österreicher hier vorstellt, nicht die Rede sein. Die in Calais ansässige Sippe der Laurents besitzt ein großes Bauunternehmen und lässt es sich in ihrer Villa am Meer gut gehen, aber innerfamiliär zerbröselt und zerbricht so gut wie alles. Lügen und Schweigen, Psychosen und Geheimnisse umwabern und beherrschen diese Familie. Sexuelle Seitensprünge gehören dazu und am Ende sind mindestens zwei Selbstmordversuche zu beklagen. Da gibt es für den geneigten Zuschauer genug zu kauen und noch mehr zu schlucken. Michael Haneke wartet in seiner schwarzhumorigen Gesellschaftssatire mit einem fulminanten Ensemble auf. Der Mittachziger Jen-Louis Trintignant verkörpert den Familienpatriarchen Georges Laurent, Isabelle Huppert seine Tochter Anne, Mathieu Kassovitz deren Bruder Thomas. Mit der 13-jährigen Eve (Fantine Harduin) kommt auch die Jugend zu Wort, aber, man ahnt es bereits, auch die Enkelin ist trotz ihrer jungen Jahre nicht minder verzweifelt. Da kann die Fassade noch so blankgeputzt aussehen, Haneke legt mit „Happy End“ erneut ein virtuoses Verstörungskino vor.
Frankreich/Österreich 2017, Regie: Michael Haneke, Darsteller: Jean-Louis Tringtinant, Isabelle Huppert, Mathieu Kassovitz, ab 12, 108 min