29.12. | A la carte

18.00/20.30

Pierre Manceron (Grégory Gadebois) ist Koch mit Leib und Seele und für die Etikette jenseits seiner Küche hat der brummige Mann kein Gefühl. So entschuldigt er sich auch nicht, als er die mit seinem Herrn, dem Herzog von Chamfort (Benjamin Lavernhe), verabredete Menüfolge für ein Diner eigenverantwortlich, nun ja, erweitert. Wir befinden uns jedoch in den letzten Monaten vor der Französischen Revolution und noch verlangt der Adel vollständigen Gehorsam als Teil der gottgewollten Ordnung. Der geschasste Manceron kehrt mit seinem Sohn in seine Heimat zurück. Doch dann taucht dort die geheimnisvolle Louise (Isabelle Carré) auf, die unbedingt bei ihm in die Lehre gehen will. Und Chamfort, der auf Manceron nicht verzichten mag, macht Anstalten, ihn gnädig wieder aufzunehmen. Der Zuschauer kann jetzt miterleben, wie Louise und Pierre die Idee einer bürgerlichen Gaststube entwickeln: als einen Ort, in dem sich Leute ungeachtet ihrer Herkunft treffen und ihre Speisen von einer Karte wählen können, mit weißen Tischdecken, Blumen und freundlicher Bedienung. Der märchenhafte Historienfilm des Regisseurs Eric Besnard verquickt die Erfindung von Restaurants mit dem Untergang des Ancien Régime und feiert das Recht auf Genuss nicht nur als lukullische, sondern auch als demokratische Errungenschaft. Eine appetitanregende kulturgeschichtliche Lektion, die ganz der französischen Filmtradition des Essens und Redens verhaftet ist.

Frankreich/Belgien 2021, Regie: Eric Besnard, Darsteller: Grégory Gadebois, Isabelle Carré, Benjamin Lavernhe, ohne Altersangabe, 112 min