29.6. | Wild

18.00/20.30

wildÜberaus unscheinbar beginnt dieser Film. In einer gesichtslosen und austauschbaren Stadt im Osten Deutschlands arbeitet Ania (Lilith Stangenberg) in einem ebenso austauschbaren Unternehmen. Jeden Tag fährt sie mit der Bahn in die Firma, sitzt am Rechner und versorgt ihren Chef Boris (Georg Friedrich) mit Kaffee. Ein gehorsames Mauerblümchen. Doch dann passiert etwas, das ihre gesamte Existenz auf den Kopf stellt. Sie sieht, aus der Bahn heraus, einen Wolf am Rande eines Parks. Einen Blick nur tauschen Frau und Tier aus, einen Blick jedoch, der alles ändert. Ania versucht das Tier einzufangen und als sie dem Raubtier lebende Hasen als Futter präsentiert, gelingt ihr das sogar. Ein ungewöhnliches, fast zärtliches Verhältnis entsteht zwischen Mensch und Tier, das Anias bisheriges langweiliges Leben für immer beendet. Lilith Stangenberg spielt diese zunehmend innige „Beziehung“ zwischen Frau und Wolf bemerkenswert furchtlos – ein symbiotisches Verhältnis, das teilweise erotische Züge annimmt. Befreit von den Fesseln ihres bürgerlichen Lebens und den Normen der Gesellschaft lebt Ania ihre animalische Seite kompromisslos aus. Der Regisseurin Nicolette Krebitz geht es genau um diesen Gegensatz, der einsame Wolf in der Zivilisation, das Tier im Manne bzw. der Frau. Ein bizarres und gewagtes, auf jeden Fall aber wildes Stück Kino.

Deutschland 2015, Regie: Nicolette Krebitz, Darsteller: Lilith Stangenberg, Georg Friedrich, Silke Bodenbender, ohne Altersangabe, 97 min