18.00/20.30
Die Liebe in diesem Film lässt einen buchstäblich aus den Latschen kippen. Als Nora ihrer Internetbekanntschaft Amber Sweet das erste Mal von Angesicht zu Angesicht gegenübersteht, geht sie ohnmächtig zu Boden. Monatelange Videotelefonate konnten sie nicht auf diesen Moment vorbereiten. Emilie wiederum sucht, um die Miete bezahlen zu können, eine Mitbewohnerin. Der charmante Literaturstudent Camille bekommt nur eine Chance, weil sie hinter seinem Vornamen eine Frau vermutete. Camille bekommt das Zimmer, wird Emilies Liebhaber und zieht direkt wieder aus, weil er keine feste Beziehung möchte. Er übernimmt das Immobilienbüro eines Freundes, hat von diesem Geschäft allerdings keinen blassen Schimmer. Deshalb stellt er Nora ein, die sich in der Branche hervorragend auskennt. Camille will mehr, Nora zunächst nicht. Sein Liebesleid klagt er seiner Ex-Geliebten Emilie, die inzwischen zu einer guten Freundin geworden ist. Klingt alles sehr kompliziert, kommt aber bei dem Regisseur Jacques Audiard federleicht daher. Er bewegt sich geschmeidig zwischen den Figuren und Handlungssträngen hin und her. Auf nonchalante Weise erzählt er von Liebe und Sex, entspannt, unkompliziert und doch innig und intim. Der Filmemacher zeigt ein Paris abseits der Touristenströme, eine Metropole voller Diversität und Gegensätze. Was die Menschen ungeachtet ihrer Unterschiedlichkeit am Ende verbindet, ist der Wunsch zu lieben und geliebt zu werden. Und das hat man selten so schön und gleichzeitig so selbstverständlich gesehen.
Frankreich 2021, Regie: Jacques Audiard, Darsteller: Noemie Merlant, Lucie Zhang, Makita Sambaa, Lily Rubens, ohne Altersangabe, 105 min