18.00/20.30
Aus dem Kohlehaufen eines Frachtschiffes schält sich langsam ein Gesicht heraus. Es ist Khaled (Sherwan Haji), ein Flüchtling aus Aleppo/Syrien. Als blinder Passagier erreicht der junge Mann Helsinki und beantragt Asyl. Antrag abgelehnt. Khaled taucht unter und will illegal im Land bleiben. Und dann hat er Glück: Er trifft auf Waldemar Wikström (Sakari Kuosmanen), der gerade groß beim Poker abkassiert und sich vom Gewinn ein Restaurant gekauft hat. Nun ist der „Goldene Krug“ eher eine Kaschemme, aber egal. Auch solche Lokalitäten brauchen Personal und Khaled wird als Putzmann und Tellerwäscher eingestellt. Dabei ist „Die andere Seite der Hoffnung“ kein eindimensionaler Aufruf zu mehr Toleranz und Gerechtigkeit. Der Film verschweigt die hässlichen Seiten seiner Geschichte keineswegs (z.B. lauern die Mitglieder der „Finnischen Befreiungsarmee“ dem jungen Syrer immer wieder auf). Aber dennoch ist dieser neue Film des finnischen Kultregisseurs Aki Kaurismäki durchströmt von einer tiefen Humanität und beseelt von einer mitreißenden Blues- und Tango-Musik. Ansonsten erwartet den Zuschauer ein typischer Kaurismäki: Kein Wort und Bild zu viel, die Szenen lakonisch, melancholisch und immer wieder leicht märchenhaft. Die Tragik-Komödie über ein hochaktuelles gesellschaftliches Thema (im Bären-Rennen bei der jüngsten Berlinale) soll, laut Regisseur Kaurismäki, nach 34 Jahren sein letztes Werk gewesen sein. Das wäre jammerschade, denn dem finnischen Altmeister ist erneut ein großer Wurf gelungen.
Finnland 2017, Regie: Aki Kaurismäki, Darsteller: Sherwan Haji, Sakari Kuosmanen, ab 6, 98 min