18.00/20.30
Vater und Sohn auf gemeinsamer Diebestour in einem Supermarkt: Mit einstudierter Routine gehen Osamu (Lily Franky) und sein zwölfjähriger Sohn Shota (Jyo Kari) auf Beutezug. Sie schirmen sich gegenseitig geschickt ab, geben sich Hinweise und passen aufeinander auf. Man ahnt schnell, dass die beiden dies nicht zum Spaß machen, sondern zu jener Gruppe von Menschen gehören, die ganz am Rande der japanischen Gesellschaft stehen. Auf ihrem abendlichen Weg nach Hause lesen sie ein offensichtlich ausgesperrtes kleines Mädchen auf und laden die hungrige Yuri (Miyu Sasaki) spontan zum Abendessen ein. Ganz selbstverständlich wird Yuri von der Familie liebevoll umsorgt. Bald bemerken sie, dass das Mädchen in seiner eigenen Familie ungeliebt und unerwünscht ist, ja sogar misshandelt wird. Kurz entschlossen behalten sie Juri einfach und behandeln sie wie ein eigenes Kind. Doch die kleine Welt dieser Wahlfamilie ist auf Sand gebaut und bricht bald in sich zusammen – und es zeigt sich, dass auch in dieser Familie kaum etwas stimmt. Den Filmtitel müsste man eigentlich umdrehen, denn die komplizierten Beziehungen in dieser kleinen Gemeinschaft nehmen einen viel größeren und wichtigeren Teil ein als deren kriminelle Machenschaften. Aus den prekären Lebensverhältnissen errichtet sich diese ganz spezielle Familie eine kleine Trutzburg gegen eine Welt, in der sie sonst rettungslos verloren wären. Dass die Dinge kein gutes Ende nehmen, lässt einen, trotz aller Verfehlungen dieser Menschen, traurig zurück, zaubert aber dennoch ein kleines Lächeln ins Gesicht. Weil es schön war. Und gut. Und warm.
Japan 2018, Regie: Hirokazu Koreeda; Darsteller: Lily Franky, Jyo Kari, Miyu Sasaki, ab 12, 121 min