18.00/20.30
Berlin, Hauptstadt der DDR im Frühherbst 1989. Das verdiente SED-Mitglied (seit 1952) Wilhelm Powileit begeht seinen 90. Geburtstag. Sein Leben biegt unerbittlich in die Zielgerade ein und noch schneller wird es mit dem von ihm mit aufgebauten Staat ein Ende nehmen. Das ahnt jeder der zahlreich erschienenen Geburtstagsgäste. Entsprechend düster bis melancholisch ist die Stimmung in der Wohnung mitten im Kaderwohnviertel Ost-Berlins. Da mag sich der Tisch noch so sehr biegen vor lauter Knackwürsten, halben Eiern und Buletten. Das Fest wird umflort von allerlei Lebenslügen und Heucheleien und auch die staatlich verordneten Segenswünsche dürfen nicht fehlen. Dass sich Enkel Powileit soeben in den Westen abgesetzt hat, wird dem Jubilar ganz verschwiegen, diese Enttäuschung soll dem greisen Geburtstagskind erspart werden. Und dann kommt es, wie kommen muss. Mit dem überladenen Tisch bricht auch gleichzeitig der mühsam austarierte Hausfriede zusammen und mit diesem ein Teil des gesamten Systems. Dieses Geschehen kommt jedoch geradezu kammerspielartig daher und auch der politische Kollaps vollzieht sich ruhig und langsam, ohne Krawumm. Der Regisseur Matti Geschonneck hat sich für seine Filmadaption den gleichnamigen Roman von Eugen Ruge vorgenommen, der dafür 2011 den Deutschen Buchpreis erhielt. Mit Ausnahme des, schön schrulligen, Schweizers Bruno Ganz haben alle Ensemblemitglieder eine ostdeutsche Vergangenheit und entsprechend glaubwürdig präsentieren sie die DDR-Endzeitstimmung mit all dem Kleinbürgermuff einer Ära auf Abruf.
Deutschland 2017, Regie: Matti Geschonneck, Darsteller: Bruno Ganz, Hildegard Schmahl, Sylvester Groth, ohne Altersbeschränkung, 100 min