18.00/20.30
Paris um 1990. Die AIDS-Pandemie grassiert seit Jahren, doch die Entwicklung von Medikamenten gegen die tödliche Erkrankung kommt nur langsam voran. Die Aktivistengruppe Act Up, in den 80er Jahren in New York gegründet, hat auch in Frankreich einen Ableger. In Paris zählte auch Robert Campillo zu den Mitgliedern, der seine persönlichen Erfahrungen in seinem Film „120 BPM“ verarbeitet. Bestimmt anfangs ein dokumentarischer Blick auf die Strukturen der Bewegung den Film, fokussiert sich die Erzählung bald auf die sich entwickelnde Beziehung zwischen zwei Mitgliedern der Gruppe, Sean und Nathan. Nicht mehr das Schicksal einer Gruppe, sondern das einzelner Menschen steht nun im Mittelpunkt, das langsame Leiden und Sterben von Sean, der positiv ist und dessen Tod die vorhandenen Medikamente nur aufschieben können. Ohne Sentimentalitäten erzählt Campillo von dieser Zeit, von Vorurteilen und Diskriminierungen, aber auch von der Hoffnung auf Änderung. Vor allem erzählt er aber von dem Halt, den eine Gruppe dem einzelnen geben kann und von uneingeschränkter Liebe, die noch mehr vermag. Das mitreißende und emotionale Doku-Drama war eine der größten Überraschungen des diesjährigen Filmfests in Cannes und erhielt dort den Grand Prix des Festivals.
Frankreich 2017, Regie: Robin Campillo, Darsteller: Nahuel Perez Biscayart, Arnaud Valois, Adele Haenel, 144 min, französische Originalfassung mit deutschen Untertiteln